Superzelle und Tornado

Heute machten uns auf den Weg ins Texas-Panhandle. Dort war ein Moderate Risk, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für Tornados gegeben. Wir entschieden uns westlich von Amarillo unser Glück zu versuchen. Kaum waren wir angekommen, ging die erste Zelle ca. 65 Meilen nördlich von uns hoch. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir an die Zelle herankamen. Unterdessen gab es die erste Tornadowarnung für diese isolierte Superzelle. Möglicherweise konnten wir aus über 25 Meilen Entfernung einen Funnel und eventuell sogar den Tornado sehen. Es sollte nicht das letzte Mal an diesem Tag sein, dass wir uns fragten: Ist da ein Funnel, hat er Bodenkontakt?

Langsam näherten wir uns der südlichen Seite der Zelle, die des Aufwindbereiches. Strukturen wurden sichtbar. Überall stiegen Wolkenfetzen in Richtung der dunklen Wolkenunterseite der Flanking Line auf. Man konnte ihnen bei ihrer Entstehung und der kurzen Reise zur Wolkenbasis zusehen, so schnell ging das alles. Wir fuhren parallel zur Flanking Line an das Zentrum des Aufwindes heran. Etwas später hatten wir das Rotationszentrum erreicht,direkt vor uns. Als wir ausstiegen, schien es so, als wolle uns die Zelle in ihr Zentrum saugen. Der Inflow machte uns es schwer, auf einer Stelle stehenzubleiben. Mit Böen über 70 km/h schob er uns nach vorne.

 

 

Die Mesozyklone überquerte die Straße vor uns. Der Wind ließ nach und wir fuhren ein paar Meilen nach Osten. Links von uns, parallel zur Straße, zog der gewaltige Hagelkern mit baseballgroßem Hagel vorbei. Entlang der Straße war richtig Betrieb. Alle paar Meter standen Chaser mit ihren Autos. Die Tornadosirenen des kleinen Ortes Stinnett heulten. Aber wir wollten mehr Zeit für Fotos gewinnen und fuhren ein Stück weiter, bis wir uns entfernt von den Chasermasssen uns in einer Seitenstraße hinstellten. Hier konnten wir die Zelle an uns vorbeiziehen lassen. Es gab etliche Stellen, an denen Wolkenfetzen unterhalb der Basis rotierten. Entstand dort ein Tornado?

Plötzlich rief einer: Tornado!

 

Einer der herunterhängenden Wolkenfetzen, war auf den Boden gekommen. Kurze Zeit später war der Kontakt zur Wolkenbasis schon wieder abgerissen. Immer wieder versuchten Wolken den Kontakt zwischen Basis und Erdboden herzustellen. Wie oft es Bodenkontakt gab hat, können wir nicht sagen. Sofern es ihn gegeben hat, hatte der Tornado keine oder nur geringe Ähnlichkeit mit einem Trichter. Funnel, Tornado oder nur Fractus? Das war ständig die Frage. Die Zelle hatte nicht eine, sondern mehrere Rotationszentren. Eigentlich muss man eher von einer Multizelle mit mehreren Mesozyklonen sprechen. Langsam nahm die Dynamik ab. Wir wollten gerade weiterfahren, als sich erneut ein Funnel ausbildete.

 

 

Beide zogen sich wenig später wieder zurück. Die Dämmerung setzte ein. Jetzt war hier wirklich nicht mehr viel zu holen. Wir setzten uns in Bewegung Richtung Pampa, was nicht nur die Gegend hier gut beschreibt, sondern auch der Name einer Stadt ist. Die Zelle blieb die ganze Fahrt über links von uns und sah richtig fotogen aus. Der Aufwindturm präsentierte sich in einem blau-grau mit Plates, die auf Rotation und auf Inflow-Bänder hinwiesen. Rechts vom Aufwindbereich blitzte es ständig und andauernd. Einige Entladung zogen als Crawler entlang des Eisschirms. Ein Einblick der einen stauen läßt.Wir hätten gerne noch für ein paar Fotos angehalten, jedoch saß uns die Chasermassen im Nacken, die sich bald auch auf die Suche nach einem Motel machen würde. Daher wollten wir erst die Zimmer sichern und dann nochmal für ein paar Nachtgewitterfotos rausfahren. Mit gesicherten Hotelzimmern im Gepäck, machten wir uns auf die Jagd nach Blitzfotos. Dafür zog es uns ein Stück weit nach Norden aus der Stadt heraus. Wir waren auch hier nicht die einzigen, die noch fotografieren wollten. Einige Chaser standen mit ihrem Auto halb auf der Straße – unbeleuchtet!

Wir mussten wirklich vorsichtig sein, sonst wären wir noch in einen solchen Bekloppten reingefahren. So wollten wir uns nicht verhalten und suchten einen Feldweg, der uns ein paar Meter weit weg vom Straßenverkehr brachte. Dafür mussten wir zwar wieder auf gute Bilder aus der Totale mit der von Blitzen erleuchteten Mesozyklone mit ihren laminaren Strukturen verzichten, aber Sicherheit geht eben vor.